Die Pfaueninsel in der Havel, nur
22km vom Zentrum Berlins entfernt, hat im Laufe der Zeit verschiedene Nutzungen
erfahren. Zunächst bezeichnenderweise Kaninchenwerder genannt, ließ der Große
Kurfürst im 17. Jahrhundert auf der Insel Kaninchen züchten, was zu seiner Zeit ein einträgliches
Geschäft war. Später wurde die Insel dem Alchimisten und Glasmacher Kunkel
überschrieben, der den Auftrag des Kurfürsten hatte, Glas zu produzieren und wissenschaftliche
Experimente durchzuführen. Nachdem 1689 die Glashütte und das Labor
niederbrannten, wurde die Insel 100 Jahre sich selbst überlassen.
Die Nähe zu Potsdam, dem Sitz des
Königshauses, war schließlich der Grund
für eine Wiederbelebung der Nutzung im 18. Jahrhundert. Der junge Kronprinz
Wilhelm II. hatte sich in die Tochter des Hoftrompeters, Wilhelmine Enke,
verliebt und ließ sich mit seiner Auserwählten zur Pfaueninsel übersetzen, um
dort romantische Stunden mit der erst 13jährigen zu verbringen. Sie wurde seine
lebenslange Mätresse und Mutter von 4 seiner Kinder. Als Gräfin Lichtenberg war
sie in die gehobene Gesellschaft eingeführt und entwickelte sich zur Förderin von
Kunst und Wissenschaft. In Ihrem Salon in Charlottenburg trafen sich die
Geistesgrößen der Zeit. An der Entwicklung der Pfaueninsel als Naturrefugium,
Rückzugsort und romantisch gestaltete Landschaft hatte sie maßgeblichen Anteil.
Es mutet einen heute befremdlich an, das Schloss, die Meierei und andere auf der
Insanel befindliche Gebäude zu sehen (sie sind alle im Original erhalten, weil
keine Kriegszerstörungen stattfanden). Sie sehen wie Filmkulissen aus. Kein
Wunder: laut damaliger Planung sollte das Schloss ein verfallenes römisches
Landhaus und die Meierei die Ruine einer gotischen Kathedrale darstellen. Bewusst wurde auf einen einheitlichen Baustil verzichtet.
Das Schloss |
Die Meierei |