Mittwoch, 2. August 2017

Ein romantischer Ort mit Geschichte- die Pfaueninsel


Die Pfaueninsel in der Havel, nur 22km vom Zentrum Berlins entfernt, hat im Laufe der Zeit verschiedene Nutzungen erfahren. Zunächst bezeichnenderweise Kaninchenwerder genannt, ließ der Große Kurfürst im 17. Jahrhundert auf der Insel Kaninchen züchten, was zu seiner Zeit ein einträgliches Geschäft war. Später wurde die Insel dem Alchimisten und Glasmacher Kunkel überschrieben, der den Auftrag des Kurfürsten hatte, Glas zu produzieren und wissenschaftliche Experimente durchzuführen. Nachdem 1689 die Glashütte und das Labor niederbrannten, wurde die Insel 100 Jahre sich selbst überlassen. 

Die Nähe zu Potsdam, dem Sitz des Königshauses, war schließlich der  Grund für eine Wiederbelebung der Nutzung im 18. Jahrhundert. Der junge Kronprinz Wilhelm II. hatte sich in die Tochter des Hoftrompeters, Wilhelmine Enke, verliebt und ließ sich mit seiner Auserwählten zur Pfaueninsel übersetzen, um dort romantische Stunden mit der erst 13jährigen zu verbringen. Sie wurde seine lebenslange Mätresse und Mutter von 4 seiner Kinder. Als Gräfin Lichtenberg war sie in die gehobene Gesellschaft eingeführt und entwickelte sich zur Förderin von Kunst und Wissenschaft. In Ihrem Salon in Charlottenburg trafen sich die Geistesgrößen der Zeit. An der Entwicklung der Pfaueninsel als Naturrefugium, Rückzugsort und romantisch gestaltete Landschaft hatte sie maßgeblichen Anteil. Es mutet einen heute befremdlich an, das Schloss, die Meierei und andere auf der Insanel befindliche Gebäude zu sehen (sie sind alle im Original erhalten, weil keine Kriegszerstörungen stattfanden). Sie sehen wie Filmkulissen aus. Kein Wunder: laut damaliger Planung sollte das Schloss ein verfallenes römisches Landhaus und die Meierei die Ruine einer gotischen Kathedrale darstellen. Bewusst wurde auf einen einheitlichen Baustil verzichtet.

Das Schloss

Die Meierei
Nach dem Tode Wilhelm II. fiel die Gräfin in Ungnade und der Nachfolger Wilhelm III. und seine Frau Luise nutzten die Örtlichkeit nur für gelegentliche Sommeraufent-halte. Luise fühlte sich in der „Pfauen-Behausung“ mit den „Wänden aus Papier“ nicht wohl. Schon früh hatte der König seine Vorliebe für exotische Tiere und Pflanzen entdeckt. Nach Luises frühem Tod reifte nach einem Besuch in Paris und des dortigen Jardin des Plantes der Plan, ähnliches in der Heimat aufzubauen. Ab 1821 begann die grundsätzliche Umgestaltung der Insel unter dem Gartenbaumeister Lenné. Neben der botanischen Gartenanlage wurden zahlreiche Menagerien für Tiere aus aller Herren Länder gebaut. Unter den am Ende 847 Tieren waren Löwen, Bären, Büffel, Kängurus und zahlreiche heimische und exotische Vögel (natürlich auch Pfauen). Ein wunderschönes botanisches Schauhaus brannte leider 1880 nieder und wurde nicht wieder errichtet. Heute wird dessen Standort nur noch durch Fundamentreste und Kübelpflanzen repräsentiert. Von den vielen Tieren und Menagen sind nur noch ein Büffelteich und eine Voliere mit Pfauen zu sehen. Die noch vorhandenen botanischen Anlagen wie auch die Gebäude gehören gemeinsam mit den Schlössern und Parks in Potsdam zum Weltkulturerbe. Ein Besuch ist erholsam und abwechslungsreich. Nach einer kurzen Fahrt mit der Fähre taucht man in die schattige Stille unter großen Bäumen ein und kann auf gepflegten Wegen, meist entlang des Ufers, den Rosengarten, die Bauten und Brunnen sowie die Büffelweide und die Vogelvolieren besichtigen oder die Stille auf einer Parkbank mit Aussicht genießen. Eine schlichte, aber gute, Restauration auf einer beschaulichen Lichtung lädt zu Kaffee und Kuchen oder einem herzhaften Imbiss (z.B. lecker Wildschweinbratwurst!) ein.